In Telefonaten und Chats werde ich weiter gefragt: Wie war denn die PubCon in Las Vegas? Lohnt sich die Reise – auch im Hinblick auf 2011? Was hast du erlebt? Was war super und was grottig? Also: Auch wenn die PubCon schon ganze fünf Wochen vorbei ist und die versprochenen Fotos von MadeInSocial – auf die ich an sich warten wollte – immer noch nicht da sind, hier nun der ReCap.
Was ist die PubCon?
Mit vollem Namen heißt die Kiste „WebmasterWorld PubCon Conference Las Vegas 2010“ oder so. Mir wurde sie im Vorfeld als DIE Seo-Konferenz weltweit ans Herz gelegt. Wobei die Themen breit gestreut sind auf alles, was den SEO so interessieren kann: Affiliate, Links, Search Marketing, SEO, Social Media, Webmaster Zeug, Advertising, Analytics, Communities, Convergence und Interactive Site Reviews. Insofern: Mir ist noch keine Konferenz begegnet mit einem so breiten Spektrum und einer solchen Masse an Vorträgen. Aber die PubCon war auch meine erste internationale Veranstaltung. Meist findet sie in Las Vegas statt, war aber auch schon in Boston, Austin, New Orleans, Orlando oder London.
Genau das war der größte Benefit, der mich zum Besuch bewogen hat: Internationale Kontakte, die bislang nur online bestanden, endlich einmal mit realen Begegnungen auffrischen, und zusätzliche knüpfen. Der interessanteste Effekt in Sachen Networking – das vorneweg – war allerdings die Intensivierung deutscher Kontakte. Ich habe schlichtweg mehr deutsche SEOs, die mir auf Veranstaltungen hierzulande noch nie begegnet sind (weil sie dort gar nicht erst hingehen, in der Masse untergehen oder man aneinander vorbei gelaufen ist), persönlich kennen gelernt. Hier denn auch das Gruppenfoto der deutschen Teilnehmer, die fleißig auf der pubcon unterwegs waren und sich miteinander vernetzt haben (die Abordnung von VR-Marketing – oder wie sie hießen – fehlt zumindest):
Anreise, Planung etc.
Die Buchung empfiehlt sich frühzeitig. Zum einen gibt es dann Frühbucher-Rabatt bei der Konferenz, zum zweiten günstigere Flüge. Wir hatten allerdings keinen Direktflug (was ich an sich sinnvoller finde). Die Einreise in USA gestaltete sich unproblematisch. Okay, Fingerabdrücke und die üblichen Geschichten. Aber die Homesecurity war nett. Dass ausgerechnet der jüngste und vordergründig netteste SEO aus unserer Reisegruppe am intensivsten gecheckt wurde und gar durch den Nacktscanner musste, während die Bösen schnell durch waren, sorgte für große Erheiterung in unserer dreiköpfigen Reisegruppe. Der größte Gag war, als Blackhat Uwe sogar ohne Kontrolle durchgewunken wurde und die Dame von der Behörde ihm lüstern ins Ohr flüsterte, wie gut ihr seine Frisur gefiele. Was dazu führte, dass Las Vegas sich eine Woche lang immer wieder „Du hast die Haare schön“ von gröhlenden deutschen SEOs anhören musste.
Wir hatten gleich eine Woche gebucht, was ich allen Fernreisenden grundsätzlich empfehlen kann: Man hat Zeit, den JetLag zu verdauen, und die Chance, neben der PubCon auch noch was vom Ort zu sehen. Wir hatten uns beispielsweise gleich bei Hertz eine Karre geliehen, waren damit in der Wüste zu den „German Müllweitwurf Olympixx“ oder im Vegas Premium Outlet Store (bei schwachem Dollarkurs ein Muss – feinste Markenklamotten für wenig Geld!). Klar ist der Strip (das Kernstück des Sunset Boulevard) das eigentliche Vegas, das man so kennt, aber außerhalb fand ich es spannender. So fanden wir in einer Mexikaner-Gegend das in meinen Augen beste Restaurant: Mariana’s SuperMarkts. Alles nur Mexikaner, frisch zubereiteter leckerer Mex-Food. Eine fünfköpfige Jugendgang hatte uns dort zwar eine Weile auf dem Kieker, aber bei zwei Kampfkünstlern in unserer Truppe hielten sich die Sorgen in Grenzen. Nachts würde ich dort allerdings nicht im Freien unterwegs sein wollen…
Falls ich nochmal hinfliegen sollte, denke ich darüber nach, gleich noch eine Woche in USA dranzuhängen, wie es beispielsweise Andrea getan hat. Gibt ja Städte wie San Fransisco, die mich schon immer fasziniert haben…
Was mich der Besuch gekostet hat? Grob gerundet: 800 Euro für den Flug, 300 Euro Hotel, 100 Euro für Hotel WLAN & Automiete, 800 Dollar PubCon und schätzungsweise 250 Dollar vor Ort. Also ca. 2000 Euro für den ganzen Spaß sollte man mindestens einkalkulieren – da wir als Gruppe unterwegs waren, konnten wir vieles splitten, wer einzeln unterwegs ist, dürfte eher bei 3000 Euro landen. Und wer – wie eine andere SEO-Gang – die PubCon eher als Vorwand nutzt, und statt in den Sessions lieber in den Bars und Striplokalen rumhängt oder gar Geld verzockt, wird natürlich deutlich mehr los…
Die Sessions
Mein Reisegrund war natürlich die PubCon selbst. Ich belegte nicht jeden Slot, besuchte aber einige Sessions. Teilweise war ich vom Niveau erschreckt: Es war eher analog zur SEMSEO in Hannover, also viele Basics für Mitarbeiter von Unternehmen, Hobby-SEOs und Webmaster. Wirkliche Hardcore-SEO suchte man vergeblich. Da ist der Besuch der SEO-Campixx in Berlin deutlich ergiebiger! Trotzdem konnte ich auch das ein oder andere mitnehmen, siehe meine Blogposts zu
- Speed Optimization für Google Caffeine und Conversion,
- May Day SEO für Google Caffeine,
- Subpage Penalty bei identischen Keywords in Backlinks,
- PubCon-Sessions zum Thema Linkkauf und
- WordPress Tricks, Tipps und Tweaks (auf meinhosting.de)
Von anderen deutschen SEOs hatte ich keine dezidierten Blogbeiträge zu den Sessions gefunden, da war ich wohl der einzige, der sich die Mühe gemacht hat – für mich sind die Artikel teilweise auch Erinnerungsstütze. Wobei auch die englischsprachigen Blogs nicht so sehr ergiebig waren.
Einige derer, die nicht zum ersten Mal da waren, sagten klar, dass diese PubCon fachlich die bislang schwächste war. Insofern gibt es Hoffnung für das nächste Jahr. Bis dahin sollte sich auch mein Englisch deutlich verbessert haben, denn das war – in Verbindung mit meinem nach 17 Jahren Rock’n’Roll etwas geschädigten Gehör – mein größtes Problem: Die Amis sprechen in meinen Ohren nicht nur undeutlich, sondern auch schnell. Stellt euch vor, ein dem deutschen nur grundlegend firmer Ausländer würde auf einer Konferenz auf einen hessisch babbelnden Jens Fauldrath treffen. Overkill. Zum Glück gab es Powerpoint-Präsentationen, die das ein oder andere Fragezeichen klären halfen…
Networking und Parties
Klar, war es cool, einmal Leuten wie Matt Cutts zu begegnen. Seine Show hat mir gut gefallen und seine Rolle in der Außendarstellung von Google wurde mir bewusster. Nur doof, dass er mich jetzt dank Marcus & Bob für einen BlackHat hält 😉
Sicherlich gibt es während der PubCon selbst genügend Möglichkeiten für Kontakte. Allein die anfangs schlecht organisierte Essensausgabe sorgte hier für massig Möglichkeiten. Besser sind jedoch die Parties, von denen es jeden Abend oft mehrere gab. Wobei mein Highlight gleich vor Beginn der PubCon die „Brotherhood of SEOktoberfest“ im Hofbräuhaus Vegas war, wo ich u.a. Bob Rains und Greg Boser kennen lernte. Und feststellte, dass Bier bei mir eher für einen dicken Kopf sorgt als alles andere… Auch die Poker-Party im Mirage war ganz lustig. Aber insgesamt war alles relativ kurz angesetzt – und auch hier toppt Randolphs OMClub-Party alles in Vegas erlebte um Längen! Das größte Desaster war der offizielle PubCrawl zum Abschluß, wo die komplette Orga versagte, Teilnehmer verwirrt umher irrten und schließlich in einer angesagten Disco im Wynn in einer langen Schlange anstehen mussten.
Wir nutzten die Zeit, um der Einladung des Wynn nachzukommen, mal die Spielautomaten zu testen. Völlig planlos zu Anfang drückte Uwe dann einfach ein paar Tasten an einem Pokerautomaten und hatte im Handumdrehen aus 20 Dollar free play reale 100 Dollar gemacht. Ich konnte mir zwar auch einen Gewinn auszahlen lassen, ziehe aber weiterhin eine gemütliche Runde Doppelkopf mit Freunden vor 🙂
Fazit
Es war ein Erlebnis, erstmalig die USA und Las Vegas zu bereisen. Viele abgefahrene Stationen aus einem meiner Lieblingsfilme (Fear and Loathing in Las Vegas) live zu sehen. Vegas ist schon krass. Der Wissenstransfer durch die PubCon selbst hielt sich in Grenzen – vieles fiel in die Rubrik „Gut, es mal erlebt zu haben“ oder „Gut, nochmal daran erinnert zu werden“. Klar ist: Viele der Speaker haben deutlich mehr drauf, als sie öffentlich kommunizieren (wär anders ja auch ein Wunder, sonst würden deutsche SEOs die SERPs international locker beherrschen können). D.h. Kontakte und daraus resultierende private Gespräche sind das A&O. Da einige der spannendsten Kontakte allerdings krass unterwegs sind, sollte man schon eine dicke Hose haben, um bei nächtlichen Parties mitmischen zu können.
Apropos dicke Hose: Für männliche SEO-Singles bietet die PubCon zusätzliche Optionen. Im Gegensatz zu deutschen Veranstaltungen sind hier unglaublich viele Frauen unterwegs. Und da gibt es nicht nur viel fürs Auge, sondern oft auch viel Kompetenz! Und so manche ist nicht nur Angestellte im SEO-Business, sondern gleich Inhaberin einer größeren Agentur. Vor allem hieran ist der Vorsprung der US-Szene gegenüber Deutschland am offensichtlichsten erkennbar.
Also: Wer sich unter den deutschen SEOs international stärker vernetzen möchte, männlich und alleinstehend ist, und problemlos 3000 Euro locker machen kann, sollte die PubCon auf jeden Fall näher ins Auge fassen. Mein persönliches Fazit ist gemischt, eine Teilnahme an der PubCon 2011 werde ich erst im Herbst entscheiden. Priorität haben auf jeden Fall die geniale Campixx und die dmexco mit dem legendären OMClub. Wobei die auf der PubCon meist gehypteste Veranstaltung das SEOktoberfest war, nach dem Motto: „Dort erzählen wir euch all die geilen Sachen, die wir hier nie sagen würden“ 🙂 Hat dann auch bei einigen Ami starkes Interesse geweckt. Ach ja: die SEMSEO Hannover wird laut Webby 2011 nicht nur wie geplant vergrößert, sondern auch in Kooperation mit der Webmasterworld stattfinden und somit mehr zu einer deutschen Ausgabe der PubCon, was ich sehr passend finde. Gutes Gelingen!
Zum Abschluss das hässlichste Foto (Suchbild *g*) der PubCon, alle Fotos gibt es für Freunde in meinem Facebook-Fotoalbum.
Weitere Blogartikel zum Thema PubCon von Pascal und der erste Tag von Andrea, und auf englich stellvertretend Adam Riemer sowie die Übersicht von Searchengineland.
[…] SEO Scene: PubCon Las Vegas 2010 ReCap […]
Hallo Frank,
besten Dank für deine wirklich lesenswerten Berichte und diesen ReCap.
Zumindest für die SEMSEO in Hannover wird 2011 das Budget auf jeden Fall reichen (im Gegensatz zu Vegas), also wollen wir mal sehen, ob die Vergrößerung auch einen Mehrwert bietet.
VG
Thomas
[…] Raum relauncht – Deutschland wird langsam ein wenig eng… Dazu beigetragen hat auch mein Besuch bei der PubCon Las Vegas, der bekanntesten internationalen Konferenz für Internet-Marketing – sicherlich ein […]
[…] ohne erneuten Linkaufbau nicht mehr zurück. Dieses Vorgehen war genau das Gegenteil dessen, was Matt Cutts auf der PubCon in Las Vegas 2010 kommuniziert hatte. Penguin 4 dagegen ist nun nach fast genau sechs (!) Jahren die Verwirklichung der damaligen […]