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Linkbuilding von vorgestern bis heute

linkbuilding vortrag 2021

Diesen Vortrag habe ich beim SEOday 2021 gehalten und stelle ihn zwei Jahre später online als Artikel, basierend auf den Folien bzw. dem Vortrag selbst. Die Ausgangsbasis: Links sind ein elementarer Bestandteil von SEO. Es gab seit dem Beginn von Suchmaschinenoptimierung zahlreiche verschiedene Techniken des Linkbuildings. Welche der bisherigen Techniken sind heute noch anwendbar und was könnte noch funktionieren?

Hinweis: Zwischen der Erstellung des Vortrags 2021 und der Publikation hier zwei Jahre später habe ich keine erneute Überprüfung vorgenommen. In der Regel sollte sich nicht viel geändert haben.

Zum Start ein Zitat von FridayNite, mit einer Ergänzung von mir:

„Du brauchst mehr Links oder einfach bessere.“

Basics

  1. Deutschland, Land des Linkgeizes
    Das heißt: Es war im deutschsprachigen Raum schon immer knifflig, an Links zu kommen. Freiwilliges Verlinken ist hier weniger in die Wiege gelegt, viele Webmaster hegen den Aberglauben, dass ausgehende Links grundsätzlich schädlich sind, und auch die Presse-Landschaft ist bekannt dafür, sich gern bei Ressourcen zu bedienen, diese aber nicht zu verlinken.
  2. Pinguin 2012
    Das Pinguin-Update, die blauen Briefe von Google an Betreiber von Webseiten haben Punkt 1 weiter verschärft. Noch weniger wagen es, freiwillig zu verlinken. Viele Ressourcen wurden eingestellt, manch ein Linkhändler hat sein Portfolio 2012 komplett weggeworfen.
  3. Panda
    Auch inhaltliche Qualität spielt eine Rolle. Gerade bei Artikeln, die nur dazu dienten, einen Link zu transportieren, war die Qualität oftmals schlecht. Braucht niemand, genausowenig wie ganze Projekte, die im Grunde keinerlei Mehrwert bieten. Auch hier führten Google-Updates zur Reduktion von Linkquellen bzw. höheren Kosten von Texten. Heute darf dann ChatGPT ran 🙂
  4. Blogsterben (von Passion zu SUHR)
    Man bloggte, weil man von einem Thema angetan war. Die SEO-Szene bietet dafür ein gutes Beispiel: Wir brannten vor Leidenschaft, waren wild auf gegenseitigen Austausch, man kannte sich und warf sich Blogstöckchen zu. Heute sehen viele Nachwuchs-SEOs bei Agenturen das Ganze nur noch als „8 to 5 Job“ und auf die Frage „betreibst du einen eigenen Blog?“ ernte ich nur Kopfschütteln oder Antworten wie „Naja, ein Semester lang im Rahmen eines Projektes“. So bleiben fast nur Affiliate-Projekte der „schnell und hektisch reich werden“-Fraktion: Bitcoin oder Sportwetten, whatever.
  5. Links weiterhin wichtiges Rankingsignal
    Aber: Links sind weiterhin sehr wichtig. Also, lasst uns schauen, was noch geht.

„John Müller hat in den Office Hours vom 17.09. bestätigt, dass weder der Traffic, der über einen konkreten Link fließt noch die theoretische Klickwahrscheinlichkeit (also die Positionierung des Links auf der Seite) für Google bei der Bewertung von Links eine Rolle spielt.“
Johannes Beus, 29.09.21

1. Linktausch – Gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen

Linktausch, das älteste Gewerbe der SEO-Szene 🙂 Ganz klassisch hier zum Beispiel eine Mail, wie man sie früher täglich erhielt, heut eher nur noch zwei oder drei pro Jahr:

linktauschanfrage 2006

Seite A verlinkt auf Seite B. Dafür bekommt Seite A einen Link von Seite C. Noch raffinierter ist natürlich A -> B und dafür C -> D. Wer so etwas in größerem Stil macht, brauchte natürlich ein Tool, das die Existenz der Links überwacht. Ein Klassiker dafür war BacklinkChecker:

backlinkchecker front

Die klassische Währung des Linktauschs war der PageRank, den es so nicht mehr gibt. Hier ein Screen aus der Members-Area und den letzten „aktuellen“ Linktausch-Angeboten:

backlink checker domains

Domains wie backlink-check.de sind heute nicht mehr erreichbar oder stehen zum Verkauf.

Einschätzung zum heutigen Status: Linktausch ist weitgehend tot. Anfragen, die es heute noch gibt, sind oftmals unseriös, Linkziele oftmals schädlich, Linkquellen der Anfragenden in der Regel schwach. Sinnvoll weiterhin als Linkkooperation zwischen Geschäftspartnern oder KollegInnen.

linkdeals

Ja, die goldenen Zeiten als Linkdeals in fetten Stretchlimousinen en gros eingetütet wurden.
Kleiner Scherz 🙂

2. Webkataloge – TRAG! DICH! EIN! oder lass es sein.

Webkataloge waren der absolute Klassiker, die Referenz dmoz/ODP (Open Directory Project). Hier wollte jeder mindestens einen Eintrag, zumal das ODP auch die Daten für das Google Directory lieferte und zahlreiche weitere Klone existierten, was aus einem erfolgreichen Eintrag gleich Dutzende machte. Heute sind neue Einträge nicht mehr möglich, der letzte Eigentümer AOL hat es 2017 abgeschaltet:

dmoz abschied

Unter curlie.org kann man sich noch den letzten Stand der Dinge anschauen:

dmoztools

Dann gibt es weiterhin Klassiker wie „Best Of The Web“:

botw startseite

Einträge sind allerdings kostenpflichtig.

botw pricing

Status heute: Klassische Kataloge weitestgehend tot. Sinnvoll in der Variante Branchenbücher (localSEO, alternative Suchsysteme).

3. Blogverzeichnisse – Von Ämtern und Almen

Eine Variante waren Blogverzeichnisse, sozusagen „Webkataloge für Blogs“. Bekannt war zum Beispiel die Blogalm, die längst dem Klimawandel zum Opfer gefallen ist:

blogalm

Das Bloggeramt existiert noch, sogar mit Einträgen für 2021:

Bloggeramt

Die Bloggerei existiert ebenfalls noch:

 

Bloggerei

Wie man sieht, gibt es auch aktuelle Einträge, hier für ein typisches Nischenprojekt:

bloggerei kliniktasche

Das Problem erkennt man schnell: Die Verlinkung ist oftmals reziprok („Das Bloggerei-Publicon muss eingebunden werden“):

bloggerei anmeldung

Dazu verlinken zahlreiche dieser Verzeichnisse maskiert über Weiterleitungslinks. Braucht keiner.
Status heute insofern: Weitgehend tot.

4. RSS-Verzeichnisse – Feed me, Baby

Wer früh auf WordPress gesetzt hat (Joomla oder Typo3 waren hier als CMS eher schrottig und nur durch Komponenten, die oft nicht sauber funktionierten, irgendwie nachrüstbar), dem standen einige weitere Möglichkeiten offen. Interessant waren hier RSS-Verzeichnisse, zumal durch die Verwendung von Tools wie den „Feed Submitter“:

feed submitter

Der große Vorteil: RSS-Verzeichnisse waren gut geeignet als Backfill mit Deeplink-Vorteil für neuen Content. Das große Problem: Mailspam. Noch heute erhalte ich massiv Spam über Mailadressen, die ich für solche Einträge genutzt habe. D.h. Betreiber von solchen Verzeichnissen verdienten am Verkauf der Mailadressen. Bei dem Meta-Tool feed-submitter.net findet sich noch ein letzter Tweet 2013.
Status heute: verhungert.

5. Blog-Kommentare – Bernd Sonnensegel und sein Kind

Wer kannte nicht Kommentatoren wie „Bernd Sonnensegel“ 🙂 Heutzutage sind Blog-Kommentare immer noch beliebt für Linkaufbau. Hier ein Screenshot aus dem Adminbereich von Spinpool:

blogkommentare bei spinpool

Manchmal ist es nicht ganz einfach zu erkennen, wer wirklich Austausch oder Infos will, und wer nur einen Link hinterlassen möchte 🙂 Im Zweifel entferne ich den Link und schalte den Kommentar frei. Grundsätzlich ist dieser Bestandteil des Linkmix durch Kommentarspam in Misskredit gekommen (Bernd Sonnensegel & Keywordnamen). Aber: Kann man machen bei echten Diskussionen, vor allem in thematisch passenden Nischen.

Status heute: Kann man als Backfill en passent mitnehmen. Bei Linkanalysen gut zu erkennen, wenn der Ankertext vor allem aus Vornamen besteht.

6. Trackbacks – piiiiiiiing

Pingbacks & Trackbacks waren früher richtig nett, wenn auch fast nur zu Webseiten, die WordPress nutzten. Hier war und ist das Ganze leicht einzustellen:trackback einstellungen

Der Schwund ist leider groß, gerade im Panda-Kontext haben viele Webmaster schwer aufgeräumt, natürlich auch SEO-Kollegen, hier Eric:

broken links eric

Vor allem ReCaps sind betroffen. Einerseits naheliegend, dass sich kaum noch jemand für Berichte von SEO-Treffen von vor 10 Jahren interessiert. Andererseits verschwindet damit auch ein Stück SEO-Geschichte aus dem Netz, hier bei Kai:

broken links kai

Trackbacks waren jedenfalls nice. Man konnte leicht Quellen finden durch Suche nach [keyword] + trackback oder über Blogstöckchen/ReCaps. Der Blog-Hype ist vorbei und für Trackbacks ebenso wie für Kommentare eine Freischaltung nötig. Das macht es ein wenig schwierig. Dafür hat sich WordPress weiter stark verbreitet, so dass es viele mögliche Ressourcen gibt.

Probleme sind also die reziproke Verlinkung und der laufende Schwund. Dazu sind die meisten Trackbacks heutzutage Spam. Als Tool empfehle ich in WordPress das Plugin „Broken Link Checker“, das grundsätzlich die Existenz verlinkter Ressourcen überprüft.

Status heute: Kann man machen, vor allem in aktiven Szenen (wozu SEO eher nicht mehr zählt). Vor allem wenn es seriös gemeint ist, kann es der verlinkten Seite signalisieren „Hey, ich habe dich gerade als gute Ressource verlinkt“ und dort damit Aufmerksamkeit erzeugen.

7. Frage-Antwort-Portale – Ich weiß etwas, was du nicht weisst

Das bekannteste Portal war und ist www.gutefrage.net, das weiterhin existiert:

gute frage

Der große Hype ist natürlich vorbei. Aber wie gut zu sehen ist: Es gibt sie noch. Vor allem überraschend: Alle von mir vor Jahren dort eingestellten Links sind noch on UND es sind weiterhin Aktivitäten vorhanden, die für Traffic sorgen.

Insofern der Status heute: Kann man machen. Welche noch bestehenden Portale Sinn machen könnten, müsste man genauer untersuchen.

8. Presse-Portale – Multiplikatoren?

Hier gab es immer wieder die Frage: Werden diese Portal tatsächlich auch von Journalisten genutzt, die dann als Multiplikatoren dienen können? Diese Funktion habe ich eher weniger gesehen (da ist Social Media, vor allem Twitter, sinnvoller). Aber für Linkaufbau war es ein guter Teil im Mix. openPR war mit das beste Portal im deutschsprachigen Bereich und wird auch heutzutage weiter genutzt.

open pr

Auch hier: Der Hype ist vorbei, aber Presseportale existieren weiterhin. Der manuelle Aufwand ist allerdings hoch, man sollte mit unique Content arbeiten. Wobei sich gerade hier KI-Tools mit leichter manueller Überarbeitung stark anbieten.

Insofern Status heute: Weiterhin ein guter Teil im Linkmix. Auch hier empfiehlt sich natürlich, erst einmal alte Listen zu überprüfen und zu schauen, welche Portale noch Sinn machen.

9. Presse-Verteiler – Raus damit

Die beiden bekannten Plattformen hierzu im deutschsprachigen Bereich waren PR-Gateway und PRMaximus. Beide existieren noch:

pr gateway

Ein wenig problematisch bei diesen Verteilern ist das Risiko in Sachen Spam und Recht. Durch die Verteilung einer einzigen Meldung auf ca. 80 angeschlossenen Dritt-Seiten erzeugt man natürlich duplicate content und kann diese Meldungen auch nicht wieder einfangen. Insofern muss es rechtlich sauber sein. Es entsteht Aufwand für den Content und natürlich Kosten für die Verteiler. Hier verweise ich immer noch auf meinen SEOCampixx-Vortrag zum Thema, da scheint sich nichts relevantes verändert zu haben.

Status heute: Könnte weiterhin Teil des Grundrauschens im Linkaufbau darstellen, vor allem in Funktion als eventueller Brandfaktor. Aber wie damals schon beim Campixx-Vortrag betont: Man muss genau wissen wie man diese Verteiler einsetzt, sonst kann es auch schnell negative Auswirkungen haben.

10. Artikel-Verzeichnisse – Gib mir Inhalte

Hier fällt mir sofort der Refrain eines Songs der „Violent Femmes“ ein: Gone, Daddy, gone. Hier ein Screen von 0AM, einem der bekanntesten AVZ: „Zur Zeit Offline“.

oam av

Doch ich kann mich weiterhin einloggen und finde Artikel von 2020. Oops, es lebt doch noch?

0am aktuell

Überraschung 🙂 Sogar ein Teil der Sichtbarkeit ist wieder zurück:

20211007 0am.de Sichtbarkeitsindex

Klar, der große AVZ-Hype hat sich mit Pinguin und Panda erledigt. Aber gibt es einen Zombie-Effekt?

Wie ist der Status heute: Tot, Töter, Geist? Ist der Linkjuice entwertet? Sinnvollere Alternativen wären Themenspezifische Magazine mit Fachartikeln, die größtenteils ohne ausgehende Links sind. Aber auch hier würde es sich lohnen, alte AVZ-Listen nochmals durchzugehen und zu testen. Mein letzter heroischer Selbstversuch war von 2010/2011.

11. Forenlinks – Persona, Fake und Traffic

Es gibt weiterhin Anbieter im Netz für diese Form des Linkaufbaus:

forenlinks

Auch in SEO-Gruppen auf Facebook findet man immer wieder Anbieter von Forenlinks. Früher war diese Form sehr beliebt, gerade auch, weil sie recht günstig durch PraktikantInnen zu realisieren war.
Aufgrund des Forensterbens sind die Ressourcen dafür mittlerweile deutlich reduzierter, aber es wird weiterhin genutzt. Wobei gerade dies – neben dem Erfolg von Facebook & co – ein wesentlicher Grund des Foren-Sterbens ist. Ich war 10 Jahre im Team von phpBB und habe für Kunden und mich einiges an Foren aufgesetzt. Heutzutage existiert nur noch eines davon. Gerade der Linkspam hat die Pflege von Foren so aufwändig gemacht, dass viele Betreiber hingeworfen und ihre Foren abgeschaltet haben. Neben automatisiertem Spam gibt es natürlich hochwertigere Formen durch Persona-Building mit Traffic-Chancen. Was wiederum bei realen Nutzern für Frustration sorgt, weil man auf Anfragen eingeht, aber im Grunde nur von einem SEO getäuscht wird – was die Abwanderung echter User leider verstärkt hat.

Status heute: Weiterhin in Gebrauch. Ethisch bedenklich. Wer dennoch darauf steht, sollte seinen Werte-Kompass hinterfragen. Von allen Linkaufbau-Techniken die einzige, die wirklich übergriffig ist.

12. Gastartikel – Content gegen Link – Das Einhorn mit der Latzhose

Der Deal: Wir liefern dir kostenfrei „hochwertigen“ Content zur Veröffentlichung auf deiner Website, dafür ist darin ein Link enthalten. Der Content kann alles sein: Texte, Infografiken whatever.

Hier gibt es weiterhin Anfragen. Allerdings ist der Content oft nicht wirklich hochwertig oder gar DC (getarnt als Pressemeldung). Und es geht schnell Richtung Paidlinks (siehe unten). Wenn ein Webmaster schon etwas von Dritten publiziert, kann er schließlich auch ein wenig daran verdienen.

Status heute: Halte ich für weitgehend tot. Sinnvoll kann es in Nischen sein, aber ob der Aufwand sich rechnet? Sehr fraglich.

13. Geiler Content, ReCaps & Co – Spendierhosen im Linkgeiz-Land

Veröffentliche hochwertige Inhalte und die Links kommen ganz von alleine.

Geiler Content bringt Links? Kann laufen, muss nicht. eBooks, Infografiken & co waren mal angesagt.
Seit Karl Kratz „Hör auf zu bloggen“ & Panda sind ReCaps weitgehend tot. In Nischen oder mit Reichweite und hochwertigen, teilbaren Inhalten machbar. Signale entstehen vor allem im Social Media Bereich, aber weniger durch Links von Webseiten. Vor allem profitieren große, bekannte Brands wie Nachrichten-Websites.

Status heute: Machbar, aber aufwändig. Und ohne richtiges Konzept wenig zielführend, Effekte werden dem Zufall überlassen.

14. Freiwillige Verlinkung auf Nachfrage – Das Einhorn mit der Latzhose

Ok, wenn die Links nicht von alleine kommen, kann man ja mal freundlich nachfragen:

Sehr geehrtes …de-Team,

Uns ist über eine persönliche Empfehlung aufgefallen, dass Sie einen tollen Artikel veröffentlicht haben:
…date.html

Darin bieten Sie nicht nur einen tollen Mehrwert, sondern verlinken auch wertvolle Quellen des gleichen Themas. Wirklich toll!

Da wir mit unserem Projekt xyz seit Jahren im gleichen Themenbereich arbeiten und einen ergänzenden Artikel dazu geschrieben haben, möchten wir Sie fragen, ob Sie unseren wertvollen Artikel ebenso verlinken möchten:
…erstes-date-wohin/

Wir würden uns wahnsinnig freuen, wenn Sie uns verlinken würden!

Also: Webmaster warnten vor ausgehenden Links, Pinguin machte es schlimmer und jetzt soll ich mir die Mühe machen, mich im CMS einloggen und irgendwo nen Link einbauen zu jemandem, der zwar nett wirkt, aber den ich nicht kenne? Und der ganze Aufwand samt Risiko für umme? Während die verlinkte Seite sicherlich ein Geschäftsmodell hat und von meinem Link profitiert? Hmm…

Status heute: Man kann’s ja mal versuchen. Wär interessant, Insights über Erfolgsquoten zu erhalten. Oder wie es bei YouTube so gern heißt: Schreibt es in die Kommentare 🙂

15. Natürliches Linkbuilding – Der rosa Elefant im Tütü

Eine Spezialvariante „freiwilliger Verlinkung“, die in Post-Pinguin-Zeiten kurz gehypt wurde. Wenn künstliches natürlich wirken soll. Hoher Aufwand, dadurch hohe Kosten. Und zuweilen doch gekauft, schließlich muss der Linkbuilder am Ende des Monats dem Kunden irgendetwas vorweisen 🙂

Status heute: Nicht relevant.

16. Expired Domains – 301 oder Reanimate

Snap & redirect: Besorg dir abgelaufene Domains, die vom Besitzer nicht verlängert wurden, und leite sie auf dein Projekt weiter. Besonders wichtig: Vorsicht vor abgestraften Domains, hier gilt es die inhaltliche Historie und aktuelle Backlinks genau zu checken. Dazu entstehen laufende Kosten für die Domains, die in den letzten Jahren immer weiter gestiegen sind (vor allem bei cnobi). Gerade bei thematisch passenden Projekten und sauberer Weiterleitung wirksam. Dazu gibt es die Variante, auf solchen Domains kleinere Projekte als Reanimates aufzusetzen und von dort auf das eigentliche Projekt zu verlinken (Stichwort: Linkpyramide), was den Aufwand allerdings wieder erhöht.

Status heute: Kann man machen.

17. Paidlinks – Du wolle Links kaufe?

Linkkauf ist der Punkt, wo Tante Goo keinen Spaß versteht. Wer Links kauft oder verkauft, gilt als böse. Durch den Pinguin brutal reduziert, aber immer noch vorhanden. Von blauen Briefen habe ich schon lange nichts mehr gehört. Stattdessen wurde eingeführt, was Matt Cutts einst in Vegas versprochen hat: Linkgebende URLs oder komplette Projekte, bei denen es nach Linkverkauf aussieht, vererben keinen Linkjuice, fertig. D.h. je mehr Links von einem Projekte verkauft werden, desto größer die Gefahr einer Entdeckung. Je billiger der Preis (50 – 80 Euro pro Link wär hier der Klassiker), je unseriöser die Linkziele (Bitcoin, Sportwetten, Casino etc.), desto höher die Gefahr der Entdeckung. Wenn dann noch Excel-Listen kursieren oder das Ganze über Plattformen läuft, wo jeder nach der Registrierung einen kompletten Überblick über das Portfolio erhält, kann man sich die Ausgaben eher sparen.

Status heute: Existiert und kann funktionieren. Allerdings nur, wenn sinnvolle Standards beachtet werden.

Techniken

  • Spendenlinks – weitgehend tot, da zugespamt
  • Subdomains großer Presseseiten – teuer und leicht entwertbar. Einziger Sinn: Wenn spezifische Artikel auf solchen Presseseiten zu wichtigen Suchbegriffen ranken und darüber Traffic liefern.
  • Von großen Verkaufsseiten ist eher abzuraten, wenn dann kann man wie so oft über Networking an Linkquellen kommen.
  • Vorgehen von Agenturen: Spidern/analysieren und Betreiber mehr oder weniger automatisiert anschreiben.

Im Folgenden einige typische Anfragen von Linkkäufern. Von Massenspam bis hin zu liebevollen Kleinodien 🙂

Beispiel 1

Hi,
We are Looking for Quality Sports and Casino,Poker Sites To buy Links and Promote My Sites!
Also Need IN,IT,EN,FI,SE,NO,DE,FR

Send me your Best Sites With DR and Both Price Homepage and Guest Post

Thanks

Fehler

  • Verwendung einer Gmail-Adresse – das ist ja wie ein Dealertreff im Polizeirevier 🙂
  • falsche Sprache – wenn man bei einer deutschsprachigen Seite anfragt, dann am besten in der Sprache des Betreibers
  • formale Fehler – vor allem anonym
  • Sportwetten, Poker & Casino >95% der Anfragen
  • Insofern komplett unseriös

Beispiel 2

Hallo

Ich habe mir Ihre Website xyz.com angesehen und bin auf einen nützlichen Beitrag auf https://www…. gestoßen.

Ich kann auch informative Artikel mit einer URL schreiben, die noch mehr Leser (Besucher)auf Ihre Website anlocken werden.

Ich WERDE SIE DAFÜR BEZAHLEN, wenn Sie diesen Content auf Ihrer Website veröffentlichen.

Bitte teilen Sie mir mit, welche Preisoptionen es gibt.
Danke im Voraus
M.

Fehler

  • „Ich kann auch informative Artikel mit einer URL schreiben“ – Will man wirklich einen Artikel von jemandem, der so schlecht schreibt?
  • M.? Firma statt Vorname wär nice. Man ist ja hier im Bereich finanzieller Transaktionen, die versteuert werden sollten. Vielleicht verrät er das später? Oder es ist halt irgendein PayPal-Account.
  • Die Magie des Anschreibens besteht natürlich in „Ich WERDE SIE DAFÜR BEZAHLEN“. Manch kleinerem Blogger wird das genügen.

Beispiel 3

Sehr geehrte Frau …,

vor einiger Zeit hätte ich Sie bezüglich der Möglichkeit eines Content-Placements kontaktiert und leider noch keine Rückmeldung erhalten.

Als Teil einer [Stadt] Marketingagentur suche ich zurzeit nach neuen spannenden Seiten, die auch für langfristige Partnerschaften infrage kommen. Dabei ist mir xyz.de positiv aufgefallen.

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Content Placement sammeln können? Lassen Sie uns gerne einmal über gegenseitige Erwartungen sprechen, um eine Zusammenkunft zu ermöglichen.

Hier finden Sie schon einmal zwei Beispiele einer solchen Zusammenarbeit: ….html und ….

Generell haben wir ein breitgefächertes Portfolio an Kunden aus verschiedenen Branchen, unter anderem Gesundheit, Finanzen und Beauty, welches wir stetig weiter ausbauen. Dadurch bietet sich für beide Seite die Möglichkeit einer langfristigen Partnerschaft

Auch, wenn Sie nicht offen für diese Gelegenheit sind, bitte ich Sie mir kurz Bescheid zu sagen. Dann werde ich Sie damit in Zukunft natürlich in Ruhe lassen.

Ich freue mich in jedem Fall auf Ihre Rückmeldung!

Beste Grüße
Name / Firma / Logo

Problem

  • Alles schick, tolles Anschreiben. Sogar absolut seriös mit Namen und Firmenangabe. Kompliment, da könnte ich wirklich sofort schwach werden. Aber „leider entspricht der Preis nicht unserem Budget. Für eine Domain mit einem eher geringen SI können wir maximal 100€ rechtfertigen.“ Tja, ihr braucht nicht mehr Links, sondern mehr Budget 🙂

Beispiel 4

„ … einmal die Werte angeschaut. Lt. Semrush … Traffic von 158 pro Monat. DR-Wert bei Ahrefs … im September 2019 von 12 auf 48 explodiert … aktuell bei 51. … Sie haben vermutlich einfach High-DR-Domains in Mengen gekauft, um den DR-Wert zu pushen. … Traffic aber nicht mitgewachsen, bin … raus.“

Klar, SEMrush weiß mehr als meine Serverstats (Traffic 30.000) Und psst, keine Expireds, sondern schlichtweg ein Domainwechsel (weg von einer Übergangsdomain, die zeitweilig nötig war, zurück zur alten Version, auf die noch zahlreiche Links zielten).

Probleme

  • Reiner Fokus auf Werten wie SI / DR. Ja, diese Werte sind hilfreich. Aber nicht alles.
  • Check des Backlinkprofils? Scheinbar Fehlanzeige, sonst wäre aufgefallen, was für starke Links vorhanden sind.
  • Hohe Ansprüche, wenig Kohle (ja, die Marge muss stimmen).

Hier stellt sich dann wieder die Frage: Sind bei solchen Linkkauf-Anfragen nur Praktikanten mit Schnellschulung am Start, die das Ganze nach Schema F möglichst zügig durcharbeiten? Was mich wiederum zu einem der wichtigsten Zitate im SEO-Bereich bringt:

A fool with a tool is still a fool.

Autor:

Frank Doerr (aka Loewenherz) ist seit 1996 online, Inhaber von Spinpool Online-Marketing sowie der Webdesign- und Wordpress-Agentur Wolke23. Fachjournalist und Buchautor. Vorträge u.a. auf SEOCampixx Berlin, SEOday Köln und SMX München, sowie Lehraufträge an den Hochschulen Frankfurt und Darmstadt, Organisierte viele Jahre den SEO Stammtisch Rhein-Main und hat die erste offizielle Dokumentation der SISTRIX Toolbox verfasst.

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