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Google: elitäre und familienfeindliche Tendenzen?

Wenn man Suchmaschinenoptimierer und andere IT-Fuzzies danach befragt, in welcher Firma sie am liebsten arbeiten würden, erhält man als Antwort in den meisten Fällen: Google! Wer hat nicht schon all die vielen schönen Berichte darüber gelesen, was man dort als Angestellter alles bekommt: Massage am Arbeitsplatz auch nach Platzen der dotcom-Blase, einen Teil der Arbeitszeit für eigene Projektideen undundund. Doch langsam wandelt sich das Bild.
57.000 Dollar müssen Angestellte pro Jahr jetzt dafür bezahlen, wenn sie zwei Kinder in den „Kinderplex“, den Google-eigenen Kindergarten schicken, dank einer Erhöhung von 1.450 auf rund 2.500 Dollar Kita-Gebühren pro Monat und pro Kind. Warum? Google hat das Problem, nicht genug Kindergärtenplätze anbieten zu können. Während dies in meiner Heimatstadt dadurch gelöst wird, dass mehr Kindergärten entstehen (schließlich gewinnt eine Stadt – aber auch ein Arbeitgeber – dadurch an Attraktivität), hat Google eine genialere Lösung gefunden: Man erhöht den Preis so sehr, dass sich Mitarbeiter diesen Service nicht mehr leisten können und wollen. Und schon sind Plätze frei…
Für einen Familienvater wie mich klingt diese Art des Vorgehens alles andere als familienfreundlich und nett. Und vor allem von außen nicht nachvollziehbar. Gerade bei Familien mit Kindern lässt sich kaum mehr eine größere Identität mit der Firma schaffen als durch ein solches, möglichst qualitativ hohes und dennoch günstiges Angebot. Dass unsere beiden Vorzeige Montessori-Schüler hier nun elitär aussieben, anstatt die Kids zu fördern, wirft kein gutes Bild auf Tante Goo.
Übrigens: Die in Deutschland hoch im Kurs stehenden Waldorf-Kindergärten kosten – wie beispielsweise in Freilassing – pro Monat einen Mindestbetrag von € 95,-, gutbetuchte Eltern dürfen auch gern mehr zahlen. Selbst Montessori-Ganztagsgruppen kosten in Frankfurt beispielsweise pro Jahr 8676 Euro (verglichen mit den umgerechnet ca. 36632 Euro bei Google). An solchen Konzepten dürfen sich die ausgewiesenen Gutmenschen von Google gern mal ein Beispiel nehmen. Aber wer nimmt heute das „don’t be evil“ schon noch für bare Münze?
Quellen:
Spiegel-Online: Google – Mitarbeiter proben Aufstand gegen 2500-Dollar-Kitaplätze

Autor:

Frank Doerr (aka Loewenherz) ist seit 1996 online, Inhaber von Spinpool Online-Marketing sowie der Webdesign- und Wordpress-Agentur Wolke23. Fachjournalist und Buchautor. Vorträge u.a. auf SEOCampixx Berlin, SEOday Köln und SMX München, sowie Lehraufträge an den Hochschulen Frankfurt und Darmstadt, Organisierte viele Jahre den SEO Stammtisch Rhein-Main und hat die erste offizielle Dokumentation der SISTRIX Toolbox verfasst.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Neee… das kann nicht sein… oder?… 2500 Dollar pro Monat? Das ist ja total abgedreht. Wobei 1450 auch schon reichlich überzogen ist.
    Das mit dem „einfach mehr Kindergärten“ stimmt übrigens nicht ganz. Wegen dem Kindermangel kämpfen die eher um die Kinder, indem z. B. freie Alternativen wie Montessori oder Waldorf benachteiligt werden. Letztere müssen übrigens bezahlbar für jeden sein. Da gibt es ein Gesetz, weil man keine Elite-Einrichtungen will. Deswegen bezahlt man anteilig vom Einkommen und auch Hartz-4-Empfänger sind willkommen. Im Kiga gibts dann aber einen Mindestbeitrag. Wobei 95 Euro schon relativ hoch ist. Da würde ich mal schätzen, die Gruppe ist dafür relativ klein.

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