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Bloggergate: Sind Links Werbung?

Seit letzter Woche wird das „Bloggergate“ als Sau durch’s digitale Dorf getrieben. Sascha Pallenberg hat die Kiste ins Rollen gebracht und Granden wie Robert Basic verwursteln sie mit Genuss. Die zentrale Frage der ganzen Kiste wird aber oftmals stillschweigend vorausgesetzt oder ohne technisches Fachwissen beleuchtet: Sind Links als Werbung zu betrachten?

Zusammenfassung des Bloggergates

Onlinekosten.de hat Bloggern eine Liste mit Keywords/gewünschten Ankertexten sowie Linkzielen gegeben. Wurden diese Links gesetzt, gab es Geld. Inhaltliche Vorgaben gab es keine, zur Absicherung wurde – wie allgemein üblich, also keinerlei Aufreger – ein Vertrag mit einer Verschwiegenheitsklausel abgeschlossen. Das ist die ganze Kiste in drei Sätzen.

Hyperlink Basics – jeder Link hat seinen Wert

Technisch gesehen ist ein Link einfach nur ein Verweis auf eine andere Webseite.  Hyperlinks sind die Basis des World Wide Webs. Ohne Verknüpfung kein Netz. Links sind etwas natürliches und unabdingbares.
Google gab dem Ganzen eine neue Dimension: Je größer die Qualität und Quantität der Backlinks, die auf eine Website zeigen, desto wichtiger muss diese Seite sein. Dadurch war eine – und zwar eine besonders wichtige – Grundlage für die Qualität der von Google ausgelieferten Suchergebnisse geschaffen. Siehe hierzu auch „Linkbuilding: Faktoren der Linkwertigkeit„.
Je besser das Ranking, desto höher die möglichen Besucherströme. Und desto höher die möglichen Einnahmen einer Seite, ob durch Marketingmaßnahmen oder eigenen Vertrieb. Damit ist klar: Links sind wertvoll. Und jeder Link hat seinen Wert, abhängig von der Stärke der Seite. Manche bewerten dies nach Traffic oder unique Visits, andere nach PageRank, Domainpopularität oder Backlinkprofil.

Jeder will Links…

zumindest jeder mit Verstand. Denn ein Link bedeutet direkten Traffic (wenn ein Surfer ihn anklickt) oder eben eine Verbesserung der Positionen in den Suchergebnissen. Nun ist Deutschland aber bekanntlich das Land des Linkgeizes. Freiwillige Linksetzung funktioniert nur begrenzt. Also muss nachgeholfen werden: Mit Linktausch, Linkbaits (Gewinnspiele sind hier sehr beliebt, da wir auch ein Land der Schnäppchenjäger sind) oder eben Linkkauf. Damit wird für jeden Link, der nicht von allein gesetzt wird, ein Gegenwert geboten. Ob dieser in Form eines Backlinks, eines Kasten Bieres, eines Rucksacks, einer Gewinnspielteilnahme oder eben Geld vergütet wird, ist aus meiner Sicht Jacke wie Hose.

Sind Links Werbung?

Das ist nun die zentrale Frage. Blende ich ein Werbebanner auf meiner Website ein und verlinke es auf ein Partnerprogramm, dann eindeutig ja. Google AdSense? Klar, da Adsense eindeutige Klickbotschaften enthält. Ah, Moment, was empfinde ich als Werbung? „Hier günstig einkaufen“ zum Beispiel. Robert Basic sieht es aber als eine Sonderform, als versteckte Werbung, also als „Schleichwerbung„. Ist es das?
Das klassische Bild der Schleichwerbung bzw. des Product placements: Ich sehe einen Film und der Held fährt Benz, die Bösen BMW. Es ist eine Art unterschwellige Botschaft. Gilt dies auch für einen Link? Nun, ich kann einen Film sehen und mein Unterbewusstsein registriert genau, dass ein Mercedes gefahren wird. Viele nehmen dies auch bewusst war: „Ey, Alder, guckst du S-Klasse“. Bei einem Link sehe ich erst einmal nicht, was sich dahinter verbirgt. Ich sehe es erst dann, wenn ich mit der Maus darüber fahre und unten links in die Leiste meines Firefox schaue, wenn ich in den Quellcode gucke oder draufklicke. Ich muss aktiv werden! Aber hey, warum soll ich auf das Wort „Mercedes“ klicken irgendwo in einem Blogartikel über „Die geilsten Autoschrott-Videos“ und der zu irgendeinem Kfz-Portal führt? Interessiert mich ja nicht. Wär was anderes, wenn da stehen würde: „Hier kriegst du Mercedes für kostenlos“ *g*.
Genau dies hat onlinekosten.de nicht gemacht. Die Blogger waren völlig frei in der inhaltlichen Gestaltung. Ich hatte schon Anfragen von einer Software-Firma, die mir Geld für einen Blogartikel über ihr Produkt angeboten haben. Ich fragte rein aus Interesse zurück: „Darf es auch ein kritischer Artikel werden?“. Nein, ganz klar nicht. Ich lehnte also ab. Mein Ethos als Blogger verbietet mir, eine Meinung öffentlich zu äußern, die nicht authentisch wäre. Aber wenn die einfach aus irgendeinem Blogpost einen Link mit dem Key „Antiviren-Software“ hätten haben wollen? Das wär kein Widerspruch gewesen – vor allem, wenn ich gleich dahinter hätten schreiben können: „Und mein besonderer Tipp ist Avira“ mit einem ganz freiwilligen Link zu meinem bevorzugten Virenscanner.
Damit bin ich der Meinung: Ein Link ist für mich keine Werbung, auch keine versteckte, wenn er ohne jeden direkten werbenden Kontext gesetzt wird.

Recht und Links

Ja, aber sollten bezahlte Links nicht trotzdem als solche gekennzeichnet werden? Ich erinnere an meinen Artikel „Google Abwertung durch Trigami Blog-Marketing?“ Interessanterweise habe ich dort damals etwas als eine Art best practice beschrieben, was onlinekosten.de dann im Grunde gemacht hat: Artikel bei Bloggern ordern, um einen Link unterzubringen, der dofollow und nicht als Werbung gekennzeichnet ist. Denn alles andere ist Bullshit, wie man am Fall Trigami gesehen hat: Sobald man irgendwo reinschreibt „Dieser Artikel bzw. dieser Link ist gekauft“, freut sich Google über die Selbstanzeige. Und da Google kaum etwas mehr hasst als Linkkauf, würde der Blog umgehend abgestraft. Wodurch eventuell alle Finanzierungsmodelle des Blogs crashen könnten. Welcher geistig gesunde Blogger wird dies riskieren?
Die in der Rechtsprechung genannten Fälle, die in diesem Kontext immer wieder als Beweis dafür herangezogen werden, dass es sich bei gekauften Links um Schleichwerbung handelt, betrachte ich als gegenstandslos, denn es ging immer um mehr als nur den Link: Um redaktionelle Beiträge („gekaufte Texte“), die positiv über Produkte geschrieben haben (siehe dazu auch unten meine kommentiere Linkliste zum Thema). Und ganz klar ist die Aussage meines liebsten Anwalts in Sachen Internetrecht Dr. Bahr: „Betreibt jemand einen privaten Weblog oder postet jemand auf einem nicht-kommerziellen Blog, besteht die Kennzeichnungspflicht [als Werbung, Anm. des Autors] nicht. Bisher von deutschen Gerichten nicht entschieden ist, ob in kommerziellen Blogs die Bewerter offen legen müssen, dass sie dafür Geld bekommen haben“. D.h. wenn noch nicht einmal die Frage von gekauften Meinungen in Blogs wirklich geklärt ist, wie sieht es dann mit einem simplen gekauften Link in völlig freigestelltem redaktionellem Kontext aus? Meinem aktuellen Wissenstand nach machen sich somit weder onlinekosten.de noch die von ihnen angeworbenen Blogger strafbar. Mehr dazu in der kommentierten Linkliste unten.

Linkverkauf als Finanzierungsform für alle Blogger

Jetzt muss ich leider einigen Blogger-Granden, die im Netz Pro Pallenberg und Contra Onlinekosten getobt haben, ein wenig ans Bein pinkeln. Wie alle wissen, präsentiert sich der Herr Pallenberg als Spezialist in Sachen Monetarisierung von Blogs. Und? Wie macht man ein Blog zu Geld? AdSense, Partnerprogramme, Werbeplätze. Dummerweise bedingen all diese üblichen Formen in erster Linie eines: Traffic. Wieviele Blogger können vom Bloggen leben? Nur wenige. Die paar, die in der Schlossallee von Kleinbloggistan leben (ich lass jetzt mal Harcore-Affiliate-SEOs beiseite *g*). Fette Projekte mit Manpower, die sich entweder schon in der Frühphase der Bloggerei platziert haben oder die nun – wie das aktuelle Projekt von Pallenberg/Basic – die Sahnetorte von innen aufrollen.
Der kleine Blogger aus dem Hartz IV-Viertel kann dagegen im Alltag eher beobachten, dass er über einen Amazon-Partnerlink 7 Euro im Monat generiert und dazu noch 3 Euro von AdSense abstaubt.  Und dann kommt einer und sagt: Hey, du hast zwar nur 50 Visits am Tag und nur nen Startseiten-PR von 2, aber deine Domainpop von 113 find ich nice. Hier hast du eine Liste mit Links, wenn du die setzt, kriegst du pro Link 15 Euro im Monat. Mein Gott, sagt sich der kleine Blogger, das wären ja 75 Euro. Und das jeden Monat? Cool. Das bietet mir sonst keiner – hey, das motiviert.
Und dann kommt der Obermoralist Pallenberg und predigt mit gefülltem Klingelbeutel von der Kanzel wie böse das ist. Geht ja auch nicht an, dass kleine Blogger plötzlich mal ein Stückchen von der Torte abkriegen. Dass Robert auch angefressen ist, okay, da ist noch die komische Vermischung mit Basicthinking, die auch für mich unsauber klingt. Da ist dann persönliche Betroffenheit im Spiel. Aber die Kiste mit der „versteckten Werbung“ sehe ich nicht – siehe oben. Und mein Gott Robert: Du hast deinen Blog verkauft, lass das Ding los. Neue Macher, neue Strategien. Und genau deshalb verkaufte ich meine Blogs nicht.

Ausblick

Wenn man sich einige der Blogartikel zum Thema durchliest, fällt auf, dass zum einen das Rumgehacke auf meinem Berufszweig als SEO per se zugenommen hat. Vielleicht sollten manche Blogger die bösen SEOs nicht pauschal in einen Sack stecken, sondern sich damit vertraut machen, dass Google SEO als solches empfiehlt. Insofern habe ich diesen Artikel hier auch auf meinem SEO Blog publiziert, da der Fokus eindeutig ist.
Da mittlerweile auch Matt Cutts Kontakt mit Pallenberg aufgenommen hat, um eine Liste der Blogs zu erhalten, wird es richtig geil. Wenn dies wirklich geschehen würde, könnte dann manch ein betroffener Blogger Pallenberg als eine Art „Blog-Gestapo“ im Dienste des Antispam-Teams empfinden? Leben und leben lassen sollte an sich die Devise heissen. Oder gibt es weitere Mutmaßungen über Deals im Hintergrund? hatte zuletzt am 01.12.2010 von Google eine PageRank-Abstrafung von 5 auf 0 kassiert. Gehe ich heute aber auf die Seite, prangt in der Toolbar wieder ein PR5 – den die Sistrix-Tools noch nicht kennen, der also superfrisch wirkt. Ein Schelm, der böses dabei denkt…

Linkliebe für alle

So, und damit jetzt möglichst viele von meiner Domainpop von fast 600 profitieren, hier nun ein ganzer Schwung Trackbacks, möglichst thematisch sortiert (ach ja, und verlinkt doch nicht dauernd mit „Loewenherz“ hierher, ist doch doof, wenn ich mit diesem Wort in der TopTen bei Google rumgeistere, nehmt doch auch mal „SEO Blog“ *g*) :
SEOs zum Thema Bloggergate
Von Einem der auszog einen Tsunami zu säen und der ein laues Lüftchen erntete – Gerald wie immer spitze.
Gretus
Sistrix –  Im Artikel von Pallenberg wurde doch tatsächlich behauptet: „dass im grossen Stil Schleichwerbung geschaltet wurde […] Dieses Link-Building ist in der SEO-Industrie seit Jahren ein fester Bestandteil des Business. Firmen wie Sistrix haben sich darauf spezialisiert“. Ausgerechnet die Lichtgestalt der deutschen SEO-Szene in einen solchen Kontext zu rücken, zeigt, wie wenig Ahnung Pallenberg vom SEO-Business hat. Erst später kam der Nachsatz „(Sistrix entwickelt Softare und hat nichts mit Keyword-Spamming zu tun!)“

 
Sachliches

– auch hier wird der Text zu Schleichwerbung zitiert, obwohl es erst einmal fraglich ist, ob es sich um solche handeln könnte.
– angenehm entspannt der Sichelputzer und mit wertvollem Hinweis auf die wesentlich wichtigeren Ereignisse in Ägypten.

Rechtliches
– hier wird unter „Werbelinks“ ausgerechnet „Vibrant“ als positives Beispiel herausgestellt. Dies ist aber nichts für den kleinen Blogger: denn das „Vibrant Premium Partnernetzwerk besteht aus Tier 1 Websitebetreibern“. Dort kann man erst ab einer hohen Menge an Visits teilnehmen. An Angebote wie Contaxe habe ich eine ähnliche Erinnerung.
Die rechtliche Einschätzung geht zurück auf OLG München, Urteil vom 10.12.2009, Az. 29 U 2841/09 §§ 3; 4 Nr. 3 UWG: „Redaktionelle Werbung im Internet muss als solche erkennbar sein“ – aus meiner Sicht als Rechts-Laie und SEO wird hier möglicherweise aber einiges vermengt. Mehr zum Urteil bei Dr. Bahr, höre auch als Podcast.
Rechtslage zu „Bloggergate“ – Wettbewerbsrechtliche Bewertung bei Schleichwerbung über Links –
Pro Pallenberg
http://www.netzpolitik.org/2011/kommentar-bloggergate/ – wobei hier Pallenberg aufgefordert wird, auch alle beteiligten Blogger hops zu nehmen. Sozusagen: Stasi im voreilenden Google-Gehorsam spielen.

http://www.smartdroid.de/2011/01/abseits-vom-thema-bloggergate-aus-sicht-des-kleinen-mannes-und-fast-opfers/

Contra Pallenberg
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,741957,00.html – eher sachlich, aber aufgrund der Kritik an Pallenberg einmal hier eingeordnet.
– yeah, im Grunde ist die Aktion ein einziger gelungener Linkbait – insofern Respekt an Sascha Pallenberg 🙂 Interessant, dass der Artikel auf einem an sich themenfremden Blog publiziert worden ist, das sich über den Linkzuwachs klar freuen kann. Über „Seo Gesocks“ herziehen und selbst eine Linkbait-Masche unterster Kategorie fahren…
Siehe auch „SEOs“ 🙂
Einfach so

–  netter Ansatz, aber leider hat er etwas wesentliches nicht verstanden. Wird Zeit für einen Blogartikel zum Thema „Geld und Rankings, um Urhebern solcher Sätze wie „Ich habe kein Interesse an einem System, dass mir zeigt, wo ich die Beiträge der Anbieter mit dem meisten Geld finde.“ die ein oder andere Illusion zu rauben.
–  Jos Jobwelt in der Wirtschaftswoche. Teils sachlich-informativ, teils diskriminierend gegenüber Bloggern, wenn hier – wie schon in dem oben verlinkten Trigami-Artikel von mir – Bloggern Prostitution unterstellt wird, weil sie Links in ihrem Blog verkaufen. Tja, nicht als richtige Journalisten gelten, aber höchsten moralischen Ansprüchen genügen sollen…

Autor:

Frank Doerr (aka Loewenherz) ist seit 1996 online, Inhaber von Spinpool Online-Marketing sowie der Webdesign- und Wordpress-Agentur Wolke23. Fachjournalist und Buchautor. Vorträge u.a. auf SEOCampixx Berlin, SEOday Köln und SMX München, sowie Lehraufträge an den Hochschulen Frankfurt und Darmstadt, Organisierte viele Jahre den SEO Stammtisch Rhein-Main und hat die erste offizielle Dokumentation der SISTRIX Toolbox verfasst.

18 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. So, nachdem der Artikel jetzt mindestens 3 Stunden im offenen Tab gewartet hat, bis endlich zum Lesen kam, möchte ich eigentlich nur eines dazu schreiben:
    Ich habe alle Artikel zum Thema gelesen und kann somit guten Gewissens behaupten, dass dieser hier der beste, unaufgeregteste und objektivste von allen ist!
    Mehr davon würde der Kuschel-Blogosphäre die es schon seit 2007 nicht mehr gibt guttun ;-).
    Danke, hat Spaß gemacht zu lesen.

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  2. Hallo,
    „Oder gibt es weitere Mutmaßungen über Deals im Hintergrund? hatte zuletzt am 01.12.2010 von Google eine PageRank-Abstrafung von 5 auf 0 kassiert. Gehe ich heute aber auf die Seite, prangt in der Toolbar wieder ein PR5 – den die Sistrix-Tools noch nicht kennen, der also superfrisch wirkt. Ein Schelm, der böses dabei denkt…“
    oha, danke für die Info. Ich hoffe das es sich hierbei nur um einen Zufall handelt sonst wäre es sehr, sehr böse.

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  3. Oha, erst Techlounge.de, jetzt der wiederkehrende PR5 nach der Singerei bei Matt Cuts, alter Freund…
    Wenn da nicht einer weiss wie man zum Ziel kommt und dabei viele Leichen hinterlässt…

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  4. Sehr schöner Artikel Frank, endlich mal einer der es mal sauber als Blogger, Seo, Vater usw. auf den Punkt bringt und gut den Hintergrund beleuchtet. Hoffe es werden einige diesen Artikel mal genaustens lesen.
    gruß Paul

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  5. Frank, natürlich auch eine Gegenposition:
    Die Abfrage der Blogs, die im o.g. Fall Teil des Deals waren, zeigt auf, dass sie sich „reversed“ verhalten haben. Um den Link herum, den sie gegen Kohle platzieren wollten, haben sie sich regelrecht einen Ast abgebrochen, um die Sätze und den gesamten Zusammenhang irgendwie zu formulieren. Wenn hier die Sprache von keiner redaktionellen Beeinflussung ist, dann zeigt die Realität das Gegenteil. Der Inhalt wird bewusst um den Link gebastelt. Das ist schon die erste Panne.
    Die zweite Panne ist, dass man auf der Jagd nach Kohle den leichtesten Weg sucht, den „Underground-Weg“. Wer nicht genug Traffic als Blogger packt, warum auch immer man dazu nicht in der Lage oder fähig genug ist, bekommt mit Bezahl-Links natürlich etwas Traffic-unabhängiges. Nix gegen Kohle, aber dann den Mut wegen Bammel vor Google und auch dem Leser nicht aufzubringen, dass man bezahlt wird, ist fragwürdig. Das ist letztlich sogar weniger eine Frage von Mut. Mag sein, dass Anstand kein hohes Gut ist, jegliche Form von Werbung nicht zu kennzeichnen. Dann muss man sich nicht wundern, wenn Blogs so als verseucht gelten, dass man letztlich um alle Blogs lieber einen Bogen macht. Blogger? Das sind doch diese Geldhuren? So heißt es jetzt schon teilweise, weil einige unter uns weder Anstand noch Courage besitzen, offen zu ihren Absichten zu stehen, stattdessen einen auf intrinsisch motivierte Typen machen. Das ist nicht nur Panne, sondern schadet sauber arbeitenden Bloggern auf Dauer. Das Gleiche, was draußen in der Wirtschaft gilt, stellt für Blogger keine Ausnahme. Ich persönlich sehe nicht ein, wenn so getan wird, als sei verdeckte Bezahl-Irgendwas nicht offen anzugeben. Wer für die Gesamtwirkungen keinen Sinn hat, da zu sehr auf dem eigenen Ego-Trip, dem kann ich lange was erzählen. Es ist eigentlich sinnlos für solche kurzsichtigen Kandidaten.

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    • Bloggergate und die Moral der Moralisten - S-O-S SEO Blog
    • 01.02.11

    […] im eigentlichen Sinne ihrer Bedeutung. Frank Doerr hat das sehr schön in seinem Artikel “Bloggergate: Sind Links Werbung?” verarbeitet und kommt zu dem Fazit: Damit bin ich der Meinung: Ein Link ist für mich keine […]

    Antworten

  6. Frank, über die Aktion von Pallenberg will ich mich lieber nicht äußern, aber bzgl. Deiner Aussage, dass Links keine Werbung sind, wenn diese nicht in einem werbenden Kontext stehen, möchte ich widersprechen. Wenn für den Link bezahlt wurde, ist es Werbung. Da ist m.E. ganz klar. Hier zu habe ich auch ein Zitat Deines „liebsten Anwalts in Sachen Internetrecht Dr. Bahr“:
    Zitat: „Ist ein gekaufter Link nicht klar als Werbung gekennzeichnet, handeln sowohl der Blogger als auch der Auftraggeber, der die Anzeige in Auftrag gibt, rechtswidrig. “
    s. https://www.dr-bahr.com/news/massive-schleichwerbung-in-deutscher-blogosphaere-gekaufte-links-durch-die-onlinekosten-gmbh.html
    Und Deine Argumentation anhand des „kleinen Bloggers aus dem Hartz IV-Viertel“ finde ich recht fragwürdig: Soll ich das so jetzt interpretieren: Wenn ein finanziell schlecht gestellter Mensch gegen das Gesetz verstößt, ist das in Ordnung? Hieße das auch: Ein mittelloser Dieb darf also (ungestraft) klauen, weil er ja so arm ist und nur der Profidieb, der dicke Dinger dreht, soll in den Knast? Ich kann mir kaum vorstellen, dass dies Deine Meinung ist und Deine Aussage sein sollte.

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  7. @GG: Dr. Bahr hat sogar nachgelegt unter https://www.dr-bahr.com/news/noch-einmal-massive-schleichwerbung-in-deutscher-blogosphaere-gekaufte-links-durch-die-onlinekoste.html
    Ich würde mir von ihm wünschen, dass er nicht pauschal auf die Gesetze verlinkt, sondern klar sagt, warum. Auch angesichts des genauen Falls, dass keinerlei inhaltliche Einflussnahme genommen wurde. Ich denke, dass dies sehr zur Klarheit beitragen würde.
    Hinsichtlich der kleinen Blogger hast du Recht mit deiner Vermutung. Mir ging es nur darum, dass sich von Seiten der „Großen“, denen völlig andere Einnahmequellen offen stehen, leicht moralisieren lässt. Wie gesagt: Es steht und fällt alles mit der Kiste, ob und wieweit nicht als Werbung gekennzeichnete Links gegen geltendes Recht verstoßen. Und ich finde bislang nichts, das exakt die Art dieses Falls betrifft.
    Was mir an Pallenbergs Vorgehen besonders aufstößt, ist die Tatsache, dass er durch die Veröffentlichung der Listen die ganzen betroffenen Blogger ans Messer geliefert hat ohne selbst wirklich in irgendeiner Form direkt betroffen gewesen zu sein. Ein Grundsatzartikel zum Thema „Können wir Blogger Links verkaufen?“ ohne Roß und Reiter zu nennen, okay, wäre ein super Anstoß zur Diskussion in der Blogosphäre gewesen. Aber damit hätte er nicht soviele Backlinks für seine Netbook-Seite kassiert 😉 Da durch die Veröffentlichung seiner Listen die Linkgeber leicht identifiziert werden können, steht Pallenberg somit als Denunziant da, der wegen einer Monetarisierungsform weniger die gesamte Blogosphäre verunglimpft, dazu noch mit dem Geschmäckle eines Linkbaits im eigenen Interesse. Ganz schlechtes Karma.

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  8. @Robert: Ich habe mir die Blogs nicht angeschaut. Wenn man sich da wirklich nen Ast abbricht, schade. Nur: Ein wirklich aktiver Blogger gefährdet mit so etwas in erster Linie seine eigene Reputation bei seinen Lesern.
    Mit Mut hat das nix zu tun. Linkverkauf per se ist erst einmal etwas, was Google nicht mag. Rechtlich aber unbedenklich. Die Nichtkennzeichnung gekaufter Links kommt ins Spiel aufgrund der möglichen Repressionen Googles. Dass davor jemand Angst haben kann, dafür habe ich vollstes Verständnis.

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  9. @Loewenherz:
    Schöner Artikel, allerdings bewegt mich deine Aussage das der Linkverkauf rechtlich unbedenklich ist dann doch zum kommentieren 😉
    Mal abgesehen von den privaten Weblogs, die rechtlich anderen Voraussetzungen unterliegen. Ein Link ist i.d.R. eine Empfehlung. Du verlinkst in deinem Artikel aus deiner Sicht empfehlenswerte weitere Artikel. Damit machst du Werbung für selbige. Und da liegt dann eigentlich auch schon der Hund (da Katzen den SEOs heilig sind) begraben: Ein Link ist m.E. Werbung. Und somit ist ein bezahlter Link bezahlte Werbung. Und diese ist per Gesetz unlauter. Dabei ist es m.E. egal, ob inhaltlich Einfluss genommen wird oder nicht. Irgendjemand brachte das Beispiel von Autos in Kinofilmen. Ich glaube nicht, dass Autohersteller groß Einfluss auf den Film nehmen. Sie wollen nur ihr Auto da sehen.
    Für die Praxis stellen sich dann natürlich noch viele weitere ungeklärte Fragen, wie beispielsweise der Nachweis was ist bezahlt was ist freiwillig usw. Inwieweit das alles praxistauglich ist sei also mal dahingestellt.
    Cheers,
    Chris

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  10. Danke für deinen Kommentar Chris.
    Tja, die Sache mit dem Recht. Einerseits fand ich bei Dr. Bahr Hinweise, dass es gehen kann (im Podcast), andererseits in aktuellen Postings die klare Aussage, dass es rechtlich nicht okay ist. Tja…
    Links sind nicht immer Empfehlungen. Z.b. hat Sascha Pallenberg am Ende seines Artikels gegen Pip gemosert und dessen Website, seinen Twitter Account und die „SEO Fuzzis von Idealo“ verlinkt. Ganz sicher keine Empfehlung 😉 Und ob eine Empfehlung auch gleichbedeutend mit Werbung ist? Eine Gleichsetzung halte ich für gewagt – aber darüber sollen schlauere Köpfe zerbrechen 😉
    Mein Vergleich mit dem Product Placement von Autos bezog sich auf versteckte Werbung. Nun mögen Autohersteller nicht großartig Einfluss auf einen Film nehmen, aber die Marke ist für jeden Zuschauer klar zu sehen. Ein Linkziel ohne aktive Tätigkeit dagegen nicht. Das ist meine Differenzierung hinsichtlich der Einstufung als versteckte Werbung.

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  11. okay… das kommt davon, wenn man einen langen Artikel ließt, dann abgelenkt ist, und dann die letzten Kommentare sieht und dann selbst aktiv wird… 😉
    Ich bin mir sicher, dass sich früher oder später darüber irgendwelche Gerichte Gedanken machen müssen. Bis es aber soweit ist wird es einfach so weitergehen wie bisher. Das ist der Lauf der Dinge. Ob sich da nun jemand drüber aufregt oder nicht…
    in diesem Sinn: Cheers! 😀

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  12. Zur Untermauerung meiner Meinung, dass ein Link Werbung ist vielleicht noch folgendes: Wie schon jemand schrieb, steht und fällt das Ganze damit, ob ein reiner Link als solches (also in einem neutralen Text) als Werbung angesehen wird oder eben nicht. Es gibt wohl keine offizielle Definition von Werbung in den Gesetzen (ich bin kein Jurist), aber anscheinend wird folgende Formulierung als Definition von Werbung angenommen:
    „Werbung ist jede Äußerung bei der Ausübung eines Handels, Gewerbes, Handwerks oder freien Berufs mit dem Ziel, den Absatz von Waren oder die Erbringung von Dienstleistungen, einschließlich unbeweglicher Sachen, Rechte und Verpflichtungen zu fördern“.
    Wenn dies so ist (und nicht ein weit verbreiteter Irrtum wie die Disclaimer oder die „keine Abmahnung ohne Kontakt“-Texte u.ä.), dann ist ein Link als Werbung anzusehen. Ob ein Link als „Äußerung“ zu verstehen ist, falls diese Definition so wörtlich zu nehmen ist, kann ich nicht beurteilen. Der Link dient aber in jedem Fall der Förderung des Absatzes, da durch den Link die Position der verlinkten Website bei den Suchmaschinen verbessert wird, wodurch unstreitig der Absatz von Waren o.ä. über diese Website gefördert wird. Das ist schließlich die Geschäftsgrundlage des SEO-Business, oder etwa nicht ;-).

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  13. Das finde ich mal einen Sachlichen Artikel, vor allem die kleinen Blogger kommen da ganz schön unter die Räder. Die meisten nehmen doch gerade durch Linkverkauf wenigsten ein wenig Geld ein.
    Das habe ich ein wenig vermisst bei den großen Blogger, was sollen die kleinen Blogger den dann machen das sie ein wenig Geld bekommen. Die meisten Sachen sind ja nur was für große Blogger. Man kann es bestimmt ändern, wenn man sich mal darüber Gedanken macht, wie die ein wenig Geld verdienen könnten ohne unter die Räder der großen zu kommen. Wäre sicher hilfreicher wie die große Keule.

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    • Bloggergate 2011 – Pro & Contra | Meinungen zu...
    • 01.02.11

    […] Seo Scene Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit Bloggergate, Skandal verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. ← Meinungen von Journalisten – bei Commentarist gesammelt […]

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    • SEO Klitsche nicht investigativ | SEO für Brot
    • 02.02.11

    […] Pamphlet, das nächste Problem – wie sind getauschte Links zu behandeln, gelten die auch als Werbung und sind somit als solche zu […]

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  14. Hallo Frank,
    danke für diesen Kommentarbeitrag, den Google mir in die Suchergebnisse gespült hat.

    Dieser Beitrag scheint ja ein echter Evergreen zur Linkkaufdiskussion und allgemein zum Backlinking-Thema zu sein.

    Wie stehst du denn heute zum Thema? Hat sich deiner Meinung nach die Situation grundsätzlich geändert?

    Backlinks scheinen mir heute wichtiger denn je zu sein.

    Ich habe erst seit 2016 meinen Finanzblog Jodano.de betrieben. Am Anfang habe ich es komplett ohne Backlinks und Social Media versucht. Mittlerweile gebe ich aber auch nach. Ich habe das Gefühl, dass ich ohne Backlinks fast gar nicht voran komme. Lediglich wenn ich sehr umfassende Wissensartikel schreibe, bekomme ich seltenst mal einen „organischen“ Link.

    Beste Grüße

    Oliver Jordanov, LL.M.

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